Untersuchungen ergaben, dass es seit Jahrmillionen steigt und fällt, ohne dass man wüsste, warum. Je längere Zeiträume man betrachtet, desto größer sind die Schwankungen. Man sieht das schön an alten Festungen, von denen manche heute tief unter dem Wasser, andere meterhoch darüber liegen.
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Allein im 20. Jahrhundert hat das Kaspische Meer dreimal aller menschlichen Prognosen gespottet. Bevor es 1977 plötzlich rasant zu steigen begann, machten sich die Leute Sorgen, dass es trocken fallen würde.
Kroonenberg kritisiert, dass die meisten Prognosen nur auf aktuellen Trends beruhen, obwohl langfristig stets mit einer Trendumkehr zu rechnen ist, beim globalen Klima nicht anders als beim Kaspischen Meer. Auch wenn die Temperaturen derzeit steigen: Die nächste Eiszeit ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Auf Hausboote ziehen
Das liegt an zyklischen Schwankungen der Sonneneinstrahlung, die mit der Bewegung der Erde im Orbit zu tun haben und die nach einem serbischen Mathematiker Milankovic-Zyklen genannt werden. Kroonenberg hält die Milankovic-Zyklen für so robust, dass sie sich durch menschliche Aktivitäten nicht beirren lassen. Demnach ist in etwa 10.000 Jahren mit der nächsten Eiszeit zu rechnen.
Und noch mit anderem ist zu rechnen: mit Vulkanausbrüchen, Erdbeben, Tsunamis, Sturmfluten, Meteoriten-Einschlägen und dergleichen mehr. Auch solche Naturereignisse wiederholen sich in Zyklen, und wieder gilt: Je länger der Zyklus, desto größere Ereignisse sind zu erwarten.
Zum Beispiel ein Vulkanausbruch wie der des Toba auf Sumatra vor 75.000 Jahren. Er bescherte der Erde einen tausendjährigen Winter und brachte einer Theorie zufolge den Homo sapiens an den Rand des Aussterbens. Kroonenberg will mit solchen Szenarien keinem Fatalismus das Wort reden.
Der Mensch soll sich unbedingt gegen Naturkatastrophen wappnen, indem er gefährdete Zonen meidet oder, wo das nicht möglich ist, Deiche baut, Evakuierungspläne erstellt oder auf Hausboote umzieht. Aber er soll nicht panisch auf kleine Schwankungen in der Klimakurve starren, die langfristig unbedeutend sind.
Kroonenbergs Buch ist fundiert und mit Witz geschrieben, wenn auch nicht frei von Effekthascherei und polemisch-einseitigen Aussagen. Nicht jeder Wissenschaftler hält die Milankovic-Zyklen für so robust wie er. Dennoch ist es ein wohltuendes Antidot gegen die Klima-Apokalyptik und nebenbei eine unterhaltsame Erzählung über Geologie als Passion.
Von dieser Passion handelt auch Peter Rothes "Die Erde", das im selben Verlag erschienen ist und eine sehr anschauliche, wunderschön bebilderte Einführung in die Geologie bietet.
Was die "Eiszeiten und Heißzeiten" des Planeten angeht, vertritt Rothe, wenn auch nicht so vehement, eine ähnliche Ansicht wie Kroonenberg: "Unser Hauptproblem bei der gegenwärtigen Klimadiskussion scheint mir, dass wir nicht fähig sind, über unsere gewohnten Zeitvorstellungen hinaus zu denken." Dass der Meeresspiegel schwankt, gehöre nun einmal zum geologischen Geschehen, seitdem es Wasser auf der Erde gibt.
SALOMON KROONENBERG: Der lange Zyklus. Die Erde in zehntausend Jahren. Primus Verlag, Darmstadt 2008. 256 Seiten, 24,90 Euro.
PETER ROTHE: Die Erde. Alles über Erdgeschichte, Plattentektonik, Vulkane, Erdbeben, Gesteine und Fossilien. Primus Verlag, Darmstadt 2008. 192 Seiten, ca. 200 farb. Abb., 39,90 Euro.
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(SZ vom 19.08.2008/gal)
Die einen verkaufen mal eben ihre Großmutter und die anderen reden der Menschheit eine nicht vorhandene Macht auf das Wetter ein. Selbst die Chinesen haben keine regenfreie Spiele gewährleisten können!
Dagegen werden die wahren Umweltprobleme beharrlich unter den Teppich gekehrt. Es könnte vielleicht jemand nach Veränderungen rufen. So lasst uns weiterhin Wasser und Luft vergiften, damit der Rubel (oder war's der Euro?) rollt.
Keine Angst vor dem Treibhauseffekt, spätestens in 10000 Jahren wird es wieder kalt.
denn sogar vor 8000 Jahren (also geologisch gesehen ein winziger Klacks), was das Klima schonmal waermer als heute (im sog. "Atlantikum"). Das Klima hat in der Vergangenheit IMMER geschwankt und es hat sich immer wieder geändert - vollkommen ohne menschlichen Einfluss.
Und das wird auch immer so bleiben, selbst wenn die Menschheit von heute auf morgen, die Verbrennung sämtlicher fossiler Brennstoffe einstellen wuerde - das Klima würde weiter schwanken!
Von daher sollten wir froh darum sein, dass wir nicht - wie so viele frühere Generationen vor uns - den Klimaschwankungen hilflos ausgeliefert sind, sondern die Moeglichkeiten haben uns darauf einzustellen.
Denn eines ist sicher: Das Klima WIRD in den naechsten Jahrzehnten wärmer werden, ganz egal was wir menschen tun werden. das ist mal sicher!!!
Das heisst - auch wenn es hart klingt - die Bewohner Bangladeshs und anderer tiefliegender Länder haben keine andere Wahl, als sich auf einen höheren Meresspiegel einzustellen.
Und der Treibhauseffekt wird sich ja nur verstärken, denn alle Klimaschutzziele sind vollkommen illusorisch, da der Wohlstand in Asien wächst und damit auch der Energieverbrauch .... soviel CO2 können wir industrieländer überhaupt nicht einsparen, wie dort mehr verbraucht wird .....
Der Mensch soll in hochwassergefährdeten Gebieten Deiche bauen, Evakuierungspläne erstellen und auf Hausboote umziehen. Der gesunde Menschenverstand des Autors ist mörderisch. Wie, bitte, sollen einige hundert Millionen der Ärmsten der Armen in den großen asiatischen Flussdeltas das denn machen? Und wohin genau sollen sie ihre Evakuierung planen - 10 Millionen vom Ertrinken bedrohte Bangladeshis beispielsweise nach Baden-Württemberg?
Es ist gut und richtig wenn ein Wissenschaftler darüber informiert, dass es Naturphänomene gibt, die sich menschlichem Einfluss entziehen. Aber es ist grundfalsch dabei zu verschweigen, dass wir eine Verantwortung für diejenigen Naturphänomene haben, die durch unser Handeln - konkret: Verbrauch fossiler Brennstoffe - beeinflusst werden.
"Kleine Schwankungen" in der Klimakurve seien unbedeutend und in 10.000 Jahren käme sowieso die nächste Eiszeit, lässt uns der Autor wissen. Wer in Folge der vom Menschen verursachten "kleinen Schwankung" des Meeresspiegels sein Haus oder gar seine Angehörigen verliert wird das sicher tröstlich finden.
Für das menschliche Gehirn ist es eben besonders leicht, einem einfachen (linearen) Trend zu folgen. Wenn man dann noch über möglichst wenige Kenntnisse verfügt, kann man alles modellieren. Zum richtigen Zeitpunkt veröffentlicht sprudeln die Forschungsgelder und man kann sich mit tausenden gleichgesinnter Kollegen zu workshops und Tagungen auf der ganzen Welt treffen. Einvernehmliches Ergebnis: sich selbst erfüllende Prophezeiungen.